(...) Ich möchte ein Ritter werden, wie mein Vater einer war! Jeder Mensch hat einen Traum. Eine Utopie. Alle sind Parzival und ziehen hinaus in die Welt, um ihre Wünsche wahr zu machen, stoßen aber auf Widerstände. Was aus so einem Traum wird, führte die UtopieWohngemeinschaft am Beispiel des reinen Toren ungemein klug, kritisch und dabei noch umwerfend komisch vor, ohne den Mythos als reine Lachnummer zu missbrauchen.
Der runde Tisch in der guten Stube wurde zu König Artus‘ Tafelrunde. Die Lampenschale zum Gral, der Besenstiel zum Schwert für den Ritterschlag. Die oft erzählte Sage und deren Helden haben Regisseur und Spieler auf den Boden des heutigen Alltags heruntergeholt, sie mit den Mitteln von Comic, Umgangssprache, Video und überraschendem Witz kräftig gegen den Strich gebürstet. Die Utopie-Wohngemeinschaft hauste in einem improvisierten Simultanbühnenbild aus Räumen, die durch Schiebewände getrennt oder verändert wurden. Die Spieler nannten sich alle bei ihren Namen, übernahmen die Rollen eigentlich nur halb, blieben halb sie selber: als ob die jungen Leute im Zitieren, beim schnodderigen Nacherzählen des fremden Lebensentwurfs nach dem eigenen suchen wollten. Denn: »Suchen ist wichtiger als finden.« Man könnte noch hinzufügen: Das selbstbewusste Lesen eines großen Stoffes mit eigenen Augen ist kreativer als ihn demütig nachzubeten. Und das brachte auch dem Publikum sehr viel Spaß. Es bejubelte die Aufführung stürmisch (Zuschauerpreis!). Auch die Jury zeigte sich beeindruckt vom frechen Zugriff und vergab einen Ensemblepreis.
(Dokumentation des Theatertreffens 2004, SKS)
Begründung der Jury: Die Arbeit hat unserer Ansicht nach am unverschämtesten mit verschiedenen Ebenen gespielt: witzig und ironisch zwischen Theater und Film, Fiktion und Realität. Diese Ebenen habt Ihr mit virtuosem Umgang von Erzählmitteln zum Verschwimmen gebracht. Auch mit Requisiten des Alltags gespielt, die humorvoll und wundersam leicht wieder zu Theater wurden. Ihr habt einen geschickten und spielerischen Zugang zu einem äußerst schwierigen Stoff und nicht dramatischen Werk gefunden: Parzival – ein Verirrter ins Heute.
(Begründung der Jury zur Preisvergabe: Thomas Birkmeier, Crescentia Dünsser, Wilfried Schulz, Lena Stolze, Rita Thiele)
Das Zeughaus 3 ist für einmal nicht einfach nur gewöhnliche (Probe-) Bühne. Hier arbeiten und wohnen der Regisseur Tomas Schweigen sowie vier Schauspielerinnen und zwei Schauspieler seit dreissig Tagen. «KommUtopia» heisst das Projekt des Theaters an der Sihl, und es ist auch eine Art utopischer Raum, in dem das Ensemble die Freiheit, aber auch die künstlerische Aufgabe hat, sich auf eine ganz persönliche Art und Weise mit literarischen Utopien - diesmal mit Wolfram von Eschenbachs Versepos «Parzival» - auseinanderzusetzen: Realität und Fiktion, Theater und Leben gehen eine neue Verbindung ein. Das ist eine spannende Idee, die viel Mut erfordert. (...) Die Modernität des zwischen 1200 und 1210 entstandenen Textes zeigt sich denn vor allem in intimen Szenen, in denen die Spieler fast selbstvergessen über Parzival, letztlich über sich selbst, reflektieren.
(Neue Zürcher Zeitung, 18. Juni 2004)
Der runde Tisch in der guten Stube wurde zu König Artus‘ Tafelrunde. Die Lampenschale zum Gral, der Besenstiel zum Schwert für den Ritterschlag. Die oft erzählte Sage und deren Helden haben Regisseur und Spieler auf den Boden des heutigen Alltags heruntergeholt, sie mit den Mitteln von Comic, Umgangssprache, Video und überraschendem Witz kräftig gegen den Strich gebürstet. Die Utopie-Wohngemeinschaft hauste in einem improvisierten Simultanbühnenbild aus Räumen, die durch Schiebewände getrennt oder verändert wurden. Die Spieler nannten sich alle bei ihren Namen, übernahmen die Rollen eigentlich nur halb, blieben halb sie selber: als ob die jungen Leute im Zitieren, beim schnodderigen Nacherzählen des fremden Lebensentwurfs nach dem eigenen suchen wollten. Denn: »Suchen ist wichtiger als finden.« Man könnte noch hinzufügen: Das selbstbewusste Lesen eines großen Stoffes mit eigenen Augen ist kreativer als ihn demütig nachzubeten. Und das brachte auch dem Publikum sehr viel Spaß. Es bejubelte die Aufführung stürmisch (Zuschauerpreis!). Auch die Jury zeigte sich beeindruckt vom frechen Zugriff und vergab einen Ensemblepreis.
(Dokumentation des Theatertreffens 2004, SKS)
ENSEMBLEPREIS dotiert mit €5.500 für die Studierenden der Hochschule Musik und Theater Zürich für »Parzivality Show«.
Begründung der Jury: Die Arbeit hat unserer Ansicht nach am unverschämtesten mit verschiedenen Ebenen gespielt: witzig und ironisch zwischen Theater und Film, Fiktion und Realität. Diese Ebenen habt Ihr mit virtuosem Umgang von Erzählmitteln zum Verschwimmen gebracht. Auch mit Requisiten des Alltags gespielt, die humorvoll und wundersam leicht wieder zu Theater wurden. Ihr habt einen geschickten und spielerischen Zugang zu einem äußerst schwierigen Stoff und nicht dramatischen Werk gefunden: Parzival – ein Verirrter ins Heute.
(Begründung der Jury zur Preisvergabe: Thomas Birkmeier, Crescentia Dünsser, Wilfried Schulz, Lena Stolze, Rita Thiele)
Das Zeughaus 3 ist für einmal nicht einfach nur gewöhnliche (Probe-) Bühne. Hier arbeiten und wohnen der Regisseur Tomas Schweigen sowie vier Schauspielerinnen und zwei Schauspieler seit dreissig Tagen. «KommUtopia» heisst das Projekt des Theaters an der Sihl, und es ist auch eine Art utopischer Raum, in dem das Ensemble die Freiheit, aber auch die künstlerische Aufgabe hat, sich auf eine ganz persönliche Art und Weise mit literarischen Utopien - diesmal mit Wolfram von Eschenbachs Versepos «Parzival» - auseinanderzusetzen: Realität und Fiktion, Theater und Leben gehen eine neue Verbindung ein. Das ist eine spannende Idee, die viel Mut erfordert. (...) Die Modernität des zwischen 1200 und 1210 entstandenen Textes zeigt sich denn vor allem in intimen Szenen, in denen die Spieler fast selbstvergessen über Parzival, letztlich über sich selbst, reflektieren.
(Neue Zürcher Zeitung, 18. Juni 2004)